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„Frau Architekt“, Jil Sander und Jean-Michel Basquiat (2018)


Es bräuchte so etwas wie die „Guerilla Girls“ der Architektur, um auf einen Missstand hinzuweisen: die extrem niedrige Quote von Frauen im Architekturberuf, der es gelingt, ernsthaft wahrgenommen zu werden. Während die US-Aktivistinnen seit über 30 Jahren mit ihren Statistiken und Plakaten polemisieren, dass Frauen offensichtlich nackt sein müssen, um ins (Metropolitan) Museum zu kommen (Originalton: „Less than 5% of the artists in the Modern Art Sections are women, while 85% of the nudes are female“), gilt Architektinnen hierzulande sporadisches Forschungsinteresse oder eine Ausstellung zu ihrer über 100-jährigen Präsenz im Beruf. „Frau Architekt“: unter diesen Titel porträtierte das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt 22 deutsche Architektinnen – für die Planerinnen Braunschweig willkommener Anlass für eine Tagesexkursion an den Main.


Co-Kuratorin Christina Budde führte durch die Ausstellung. Sie begann mit der Pionierin Emilie Winkelmann, die ab 1902 in Hannover ein vollständiges, fünfjähriges Architekturstudium lediglich als „Hospitantin“ und ohne den formellen Abschluss absolvieren konnte. Trotzdem ließ sie sich 1907 ganz selbstbewusst im boomenden Berlin nieder. Hier praktizierte sie als „Architektin“, damals offensichtlich ein halboffizieller Status, und realisierte für eine großbürgerliche Klientel zahlreiche Villen und Landhäuser im Geiste einer Reformarchitektur. Bekannte Architektinnen der Zwischenkriegsjahre, so Margarete Schütte-Lihotzky aus dem „Neuen Frankfurt“ um Ernst May oder Lilly Reich, die Partnerin von Mies van der Rohe, waren in der Ausstellung vertreten bis hin zu aktuell erfolgreichen Architektinnen wie Almut Grüntuch-Ernst, seit 2011 auch Professorin am Institut für Entwerfen und Gebäudelehre der TU Braunschweig. In der parallelen Ausstellung „SOS Brutalismus“ war die gebürtige Italienerin Lina Bo Bardi zu entdecken, die nach 1946 sozial engagierte Bildungsbauten in Brasilien realisierte.


Danach teilte sich die Gruppe: einige gingen zur Ausstellung „Präsens“ der Modedesignerin Jil Sander, andere zur Retrospektive „Boom to Real“ über Jean-Michel Basquiat – auch er ein Pionier als allererster schwarzer Künstlerstar im New York der 1980er Jahre.



Bettina Brosowsky

März 2018























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